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Metropolregion Tunis | Geschichte der Eiusenbahn |
Ab 1872
Der Bey wünschte sich eine Eisenbahn als sichtbares Zeichen des Fortschritts. Verschiedene Gesellschaften und Einzelpersonen mühten sich um eine Lizenz. Eine vier Kilometer lange Bahnlinie vom Palast des Beys in Bardo zur Stadt Tunis war 1872 der Anfang des Schiennetzes in der Region Tunis. Zugleich war sie die erste Bahnlinie Tunesiens. Die normalspurige Strecke verlief entlang der nödlichen Stadtmauer. Sie war wohl ein Geschenk an den Bey in der Hoffnung auf Gegenleistungen. Ob des britischen oder französischern Konsuls, darüber sind die Quellen uneinig.
Ab 1874 führte vom ihrem Endpunkt Tunis Nordbahnhof aus eine weitere Bahnlinie entlang des Sees nach La Goulette und nach La Marsa. In diesen Orten lagen weitere Paläste des Bey. Diese Bahn erhielt nach den Hauptorten den Namen TGM.
1875 wurde in Algerien die "Compagnie des chemins de fer Bône–Guelma" gegründet, Sie baute die Bahnstrecke zwischen diesen beiden Orten. In Tunesien erhielt sie den Auftrag für die Verbindung von Tunis zur algerischen Grenze und begann bald danach mit dem Bau. Das erste Teilstück führte vom heutigen Hauptbahnhof Tunis Barcelone 1878 entlang der südlichen Stadtmauer bis Teboura. 1880 erreichte die Eisenbahn den Grenzort Ghardimaou. Die abseits der Strecke liegende Stadt Beja verband eine leicht gebaute Lokalbahn mit dem Bahnhof Pont de Trajan, auch Beja Gare genannt.
Die Frühzeit des Protektorats
Ebenfalls 1880 legten die europäischen Mächte auf dem Berliner Kongreß die Grenzziehung zwischen dem Osmanischen Reich und dem jetzt unabhängigen Griechenland fest. Die Betroffenen waren am Beschluß nicht beteiligt. Im Rahmen der Verhandlungen erhielt Großbritannien das Recht, die Insel Zypern zu besetzen und zu verwalten. Im Ausgleich hierfür stellte es sich einer französischen Übernahme Tunesiens nicht länger in den Weg, Bizerte hatte für Großbritannien seine Schlüsselstellung verloren. 1881 marschierte Frankreich unter einem Vorwand in Tunesien ein. Dem Bey wurde das Protektorat aufgezwungen, er blieb aber unter französischem Schutz nominelles Staatsoberhaupt.
Im gleichen Jahr landeten französische Truppen in Sousse, um die Stadt Kairouan zu erobern Die Stadt mit hohem Symbolwert war ein Zentrum des Widerstands. Die Armee baute vom 18. Oktober 1881 bis 1. Februar 1882 zur Sicherung des Nachschubs eine Feldbahn mit 60cm Spurweite von Sousse nach Kairouan. Am 3. Februar wurden die ersten Verwundeten über die 60 km lange Strecke nach Sousse gebracht. Aber die in Eile errichtete Bahn war wenig zuverlässig. Statt wie geplant Lokomotiven wurden Pferde oder Mulis als Zugmittel eingesetzt.
Gemäß der Streckenkonzession Tunis – Ghardimaou konnten noch einige Kilometer Eisenbahn gebaut werden. 1882 wurde die Strecke von Tunis nach Südosten bis Hammam Lif, heute ein Vorort von Tunis, verlängert. Schon damals bestand hier ein lokales Verkehrsbedürfnis. Und, in Hammam Lif stand ebenfalls ein Palast des Bey. Mit der Weiterentwicklung des Fernbahnnetzes wurde bereits fünf Jahre später, 1897, diese Strecke ab Tunis von Normal- auf Meterspur umgestellt. Das Teilstück bis Jebel Jelloud erhielt ein Vierschienengleis für beide Spurweiten.
1884 wurde die Lücke zwischen dem algerischen und dem tunesischen Eisenbahnnetz mit der Verbindung Souk Ahras – Ghardimaou geschlossen. Im selben Jahr besiegelten die europäischen Mächte in Berlin auf der Kongokonferenz die Aufteilung Afrikas. Damit begann eine neue Phase der Kolonialisierung Afrikas.
Kartographie (Lizenz CC-BY-SA 2.3) Historische Karten: Bertrand Bouret |
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Collection personnelle Bertrand Bouret |
© Trägerverein HST e.V. digitale Bearbeitung, Text und Gestaltung: Rudolf Barth |