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Die große Ost-West Strecke im Süden und der Minenstern
Tozeur – Metlaoui – Gafsa – Graiba (– Tunis) und Metlaoui – Redeyef / Moulares

Die erste im Süden gebaute Bahnlinie war die Verbindung von Metlaoui zur Küste, zum Hafen von Sfax. Die 1899 fertiggestellte Strecke war die Voraussetzung für die Genehmigung zum Betrieb der Phosphatminen. Als Linie 13 verbindet sie heute den Minenstern mit Graiba und trifft dort auf die Küstenbahn (verweisLinie 5).

Der Verkehr auf den Strecken ins Landesinnere im Süden war seit 2012 immer wieder gestört und ist danach weitgehend zum Erliegen gekommen. Protestierende haben den Verkehr auf der Strecke immer wieder durch sit-ins gestört und zwanzig Verkehrsminister haben in zehn Jahren nichts dagegen unternommen. Tunesien ist in dieser Zeit weltweit von Rang 5 auf Rang 12 der Exportnationen von Phopsphat gefallen, mußte kürzlich sogar Phosphat importieren.

Gewinner der Situation waren einige LKW-Unternehmer mit besten politischen Verbindungen, die Phosphat transportierten. Namentlich genannt wurde immer wieder ein Abgeordneter, der im Schutze seiner Immunität mit Phosphattransporten auf der Straße Millionen verdient und dem Vernehmen nach die Blockaden mit finanziert hatte. Bereits im Mai 2019 hatte die NGO "I Watch" dies publik gemacht. Verlierer war die tunesische Volkswirtschaft, der die durch den Export erwirtschafteten Devisen fehlten. Für die Bahngesellschaft SNCFT brachen im Zeitraum 2012 – 2017 auf 470 Millionen Dinar oder mehr als 40% der jährlichen Einnahmen weg. Das berichtete die Zeitung La Presse am 7. Mai 2019. Dort wird auch die Gewerkschaft zitiert, die einen fehlenden politischen Willen aus die eigentliche Ursache ausmacht.

Aktuell: Im August 2021 zeichnete sich (wieder einmal) eine Wiederaufnahme des Zugverkehrs ab. Etwa eine Woche nach der Entlassung von Regierung und Parlament verkehrte laut Pressemeldungen am 28. Juli erstmals wieder ein Erzzug. Der Staatschef hat in diesem Zusammenhang festgestellt, daß die parlamentarische Immunität keinesfalls Straffreiheit gewährt.

Aus der Hoffnung wurde nichts, der Genaraldirektor der SNCFT erklärte 2022, daß die Schließung der Linie 13 enorme Kosten verursache. Die ersatzweise genutzte verweis Linie 21 Gafsa – El Aaouinet benötige drei Tage Umlaufzeit für einen Zug. Details zu dieser Verlautbarung können unter Réalités vom 19. Oktober 2022 nachgelesen werden.

Anmerkung: Die verweisLinie 21 wurde eigens für den Erztransport als Entlastungsstrecke gebaut, die Autofahrt entlang dieser Strecke erfordert gut drei Stunden für die einfache Fahrt.




Bahnhof Redeyef
Ab 1899 entstand ausgehend von Metlaoui der sogenannte Minenstern. 1905 war Redeyef erreicht. Von dieser Strecke zweigte 1909 in Tabeditt die Bahn nach Moulares und Henchir Souatir ab, zum ersten Lückenschluß mit dem nördlichen Meterspurnetz. Heute reicht diese Strecke im Landesinneren nach Norden über Kasserine und Kalaa Khasba bis Tunis. Allerdings ist der Abschnitt Moulares – Megen ben Abbes auf dem auch Henchir Souatir liegt, zum Teil nur mit fünf Stundenkilometern befahrbar, also de facto nicht.

Bahnhof Metlaoui
Südlich davon fährt seit kurzem wieder täglich ein lokaler Personenzug von Metlaoui über Tabeditt nach Moulares und Redeyef. Die Y-förmige Route wird in einer Richtung durchfahren. Der Zug dient offensichtlich dem lokalen Verkehr, denn er verkehrt ohne Anschluß an die Fernzüge in Metlaoui.

Ebenfalls in Metaloui ist der Touristenzug "Lezard Rouge" stationiert. In der Vergangenheit war dieser Zug nicht Bestandteil des Angebots der SNCFT, er wurde vielmehr von einer eigenen Agentur vermarktet. Er befuhr vor allem die Selja-Schlucht zwischen Metaloui und Tabeditt. Entgegen den Ankündigungen verkehrte er nur gelegentlich. Das gezeigte Photo stammt aus dem Jahr 2010. Derzeit bietet die SNCFT selbst den Zug an, auch zu weiteren Zielen rund um Metlaoui. Ob und wie oft er jetzt fährt, ist unbekannt.

Ein zweiter Lückenschluß vollzog sich 1911 in Sfax, die Küstenbahn traf von Norden kommend auf die Strecke aus Metlaoui. 1912 ging im Westen die Verlängerung der Ost–West-Strecke bis Tozeur in Betrieb, die geplante Fortsetzung nach Nefta und weiter nach Algerien wurde nie verwirklicht.

Tozeur – Graiba trägt heute die Streckennummer 13, Graiba – Sfax gehört zur Strecke 5, der Küstenbahn Tunis – Gabes. Zwischen Tozeur und Tunis verkehren zwei Personenzugpaare täglich, ein Tagzug und der letzte Nachtzug Tunesiens.


Bahnhof Tozeur

Der Bahnhof in Tozeur ist typisch für viele Bahnhöfe in großen tunesischen Städten. Er ist rundherum eingezäunt, die Zufahrt kann mit Toren verschlossen werden. Die Mauer ist ebenso wie das Bahnhofsgebäude im Baustil von Tozeur mit Ziegeln errichtet.

Die Ost-West Strecke dient überwiegend der Abfuhr des Phosphaterzes zur Küste. Wie in ganz Tunesien so sind auch hier entlang der Strecke immer wieder Bauarbeiten zu beobachten, mit denen die Leistungsfähigkeit erhöht wird. Neben dem Baumaterial ist Zement in Säcken ein weiteres wichtiges Transportgut, er wird in Containern transportiert. Containerumschlag auf LKWs ist eine Ausnahme, meist werden die Container wie früher klassische Güterwagen direkt an den Bahnhöfen von Hand entladen.

Von der Ost–West-Strecke zweigen verweis nach Süden drei Bahnlinien ab, die ausschließlich dem Güterverkehr dienen.


Kartographie: © OpenStreetMap-Mitwirkende
Digitale Bearbeitung: Rudolf Barth, frei nutzbar unter Lizenz CC BY 2.0
Lezard rouge at Metlaoui: uploap.wikimwdia.org
Frei nutzbar unter Lizenz CC BY 2.0
© Trägerverein HST e.V.
andere Photos, Text und Gestaltung: Rudolf Barth