Die nördlichen tunesischen Bergbaugebiete bis Kalaa Khasba waren aus wirtschaftlicher Sicht ein lohnendes Ziel. Der Weiterbau der Eisenbahn nach Süden erfolgte aus strategischen Erwägungen. Zuerst ging es um die Verbindung des tunesischen und des algerischen Meterspurnetzes über Haidra nach Tebessa. Ein Argument für den Lückenschluß zwischen Nord und Süd, zwischen Haidra und Kasserine, war der Rohstoff Alfa-Gras. Dahinter standen aber strategische Überlegungen. In einem sich ändernden politischen Umfeld führten genau diese Überlegungen die Protektoratsmacht Frankreich nach zum Teil kurzer Betriebszeit dazu, die Strecken wieder aufzugeben. Erst das junge unabhängige Tunesien stellte die Verbindung nach Kasserine wieder her, der Grenzübergang nach Algerien bleibt Geschichte.

Der Verkehr ist bescheiden, heute gibt es fast kein Güteraufkommen in diesem Gebiet. Dennoch, die Arbeiten zur Ertüchtigung der Strecke schreiten voran. Das abseits der Straße verlaufende Gleis wird derzeit für höhere Achslasten saniert. Die Streckengeschwindigkeit soll künftig 100 km/h betragen.

Im Bahnhof Kasserine sind Personal und auch eine Rangierlok vor Ort. Zwar kommt nicht jeden Tag ein Zug, aber die Güterwagen bezeugen ein gewisses Verkehrsaufkommen. Der Bahnhof ist arbeitsfähig, auch wenn Nebengleise zum Teil nur im Schrittempo befahrbar sind. Schuld sind fehlende Ersatzteile, man behilft sich, so gut es geht. Manchmal muß es da eine halbe Schienenlasche mit dann nur zwei Schrauben auch tun.

Die Ausfahrt aus Kasserine in Richtung Sbeitla (links unten) ist meist mit einem Tor verschlossen, die Signale stehen auf Rot. Aber gelegentlich sind die Tore offen, in der Regel einmal wöchentlich beliefert ein Güterzug das Lagerhaus in Sbeitla.