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Die Bahnstrecke Gabes – Medenine (– Ben Guerdane)


Pläne, die Region südlich von Gabes mit der Eisenbahn zu erschließen gab es schon lange. Beispielsweise berichtete das "International Railway Journal" im Jahre 1982 "..., sowie die seit langem in der Planung steckengebliebene (Geister-) Strecke Gabes/Tunesien nach Libyen, von der sich in der Steppe/Wüste südlich von Gabes einige Bauruinen finden." Mit anderen Worten, vermutlich wurde schon vor etwa einem halben Jahrhundert konkret mit dem Bau begonnen. Auch andere Quellen sprachen von einzelnen Resten von Baustellen, die entlang der RN 1 zu finden sind.

Dazu gab es noch den Hinweis von Herrn Rachdi (Fahrplancenter), daß die Strecke im Unterbau weitgehend fertiggestellt und auf Luftbildern gut erkennbar sei. Etwa 2013 waren beispielsweise im online-Kartenwerk OSM große Teile der Strecke als Weg eingezeichnet. Die nebenstehende Karte basiert auf dieser Darstellung. Später war die Trasse von anderen Wegen nicht mehr zu unterscheiden. Wer an der Eisenbahn interessiert ist mag ist dies bedauern, die Änderung entspricht aber der tatsächlichen Nutzung als Piste und weitgehend staufreie Umfahrung von Brennpunkten des Verkehrs.

Im Jahre 2010 oder früher gab es zudem ein Angebot des damaligen libyschen Machthabers Khaddafi, die Strecke Gabes – Medenine – Ben Guerdane zu finanzieren. Voraussetzung hierfür war der Bau in Normalspur. Damit hätten Züge der damals im Bau befindlichen libyschen Küstenbahn Zugang zum Hafen Gabes bekommen, der de facto ein libyscher Hafen geworden wäre. Aus tunesischer Sicht hingegen hätte der Systembruch im eigenen Netz wenig Sinn gehabt. Wenn auch nicht explizit ausgesprochen, alte Ängste aus der Kolonialzeit vor Annexionswünschen des südlichen Nachbarn waren wieder gegenwärtig. Geschehen ist nichts, der Umsturz in Libyen beendete alle Diskussionen. Unverdrossen standen die Ausbaupläne immer im aktuellen Fünfjahresplan, der in diesem Punkt große Ähnlichkeiten mit unserem Bundesverkehrswegeplan aufweist.

Seit Anfang 2018 werden die Karten wieder einmal neu gemischt (und auch gezeichnet). Wer heute für das gesamte Gebiet Gabes – Medenine die Karte bei OSM abruft, muß sie nur auf mindestens 13 vergrößern, um die geplante Trasse zu erkennen. Diese Änderung in den Daten von OSM erfolgte etwa gleichzeitig mit der Ankündigung, daß chinesische Investoren die Bahnstrecke bauen würden.

In Gabes und Medenine, aber auch unterwegs, sind Flächen für die Bahn und für angemessene Bahnhofsbereiche reserviert. Sie wirken (Bild links: Gabes 2013) etwas öde und wenig spektakulär. Man sollte sich aber auch vor Augen halten, daß sie trotz ihrer guten Lage nahe der Kernstadt seit über einem halben Jahrhundert unbebaut geblieben sind. Am Endpunkt der Trasse, in Medenine, liegt der Bahnhofsbereich am nordwestlichen Stadtrand unmittelbar an der RN 1 vor dem Kreisverkehr, an dem die autobahnähnlich ausgebaute Umgehungsstraße abzweigt. Das Areal für den Bahnhof neben dem Busbahnhof (Gare Routiere) und dem Standpunkt der Sammeltaxen bietet beste Voraussetzungen für eine ununterbrochene intermodale Transportkette im Personenverkehr.


© Trägerverein HST e.V.
Kartographie: © OpenStreetMap-Mitwirkende
Photos, Text und Gestaltung: Rudolf Barth